Das hatten sich die Schalke-Bosse sicher ganz anders vorgestellt. Wenigstens für einen Abend wollte der FC Schalke 04 mit seiner Vereinsfamilie am Freitagabend in der Schauburg in Buer einmal für einige Stunden die Sorgen Sorgen sein lassen.
Denn am Vortag der Schalker Vereinsgründung am 4.Mai 1904 hatten die Königsblauen zu einem bodenständigen kleinen Festakt geladen. 120 Schalke-Mitglieder nebst Begleitung feierten zusammen mit Vereinsangestellten, Offiziellen und allerlei Prominenz im Filmpalast das 120-Jährige Bestehen des Gelsenkirchener Kultklubs.
Statt in einer ohnehin herausfordernden Situation wenigstens einmal frei vom Alltagsgeschäft kurz durchschnaufen zu können und Kraft für die kommenden Aufgaben zu sammeln, waren die Schalker Verantwortlichen um den Vorstandsvorsitzenden Matthias Tillmann bis zum Nachmittag in der Causa rund um das verlegte Spiel gegen Osnabrück gefordert, um einige Behauptungen des VfL geradezurücken.
Und natürlich stand auch bei den Schalke-Anhängern der Ablauf der Verlegung des Auswärtsspiels am Samstag beim VfL Osnabrück im Blickpunkt. Das Spiel findet nun am kommenden Dienstag am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli statt. Allerdings ohne Fans. Aber was sagen die, die es betrifft?
Melanie Illburger vom Schalker Fan-Club Verband wartet selbst auf die Erstattung ihrer Tickets. "Ich hatte auch Eintrittskarten für das Spiel und warte nun auf die Erstattung. Warum macht man drei Spieltage vor dem Saisonende noch eine Prüfung und legt den Turnus dafür nicht in die spielfreie Zeit? Das ist alles sehr unschön. Aber unser Vorstand hat die richtige Antwort gegeben, das war gut", sagte die Vorsitzende des Schalker Fan-Club-Verbands.
Sie haben klipp und klar gesagt, was los ist und unseren Standpunkt vertreten. Respekt, das war stark.
Ender Ulupinar über den Schalker Vorstand
Ender Ulupinar, der Betreiber des Schalker Fanfeldes, dem Friedhof für Schalke-Fans, ist fassungslos. "Das riecht stark nach Wettbewerbsverzerrung. Seit fünf Jahren ist das Problem bekannt. Warum gibt es nicht einfach einen Punktabzug für Osnabrück oder ein Spiel in unserer Nähe mit Zuschauern?", fragt er sich. "Jetzt sind wir die Leidtragenden, haben ein Spiel ohne Fans und weniger Pause inklusive der Fahrerei und können gar nichts dazu." Aber auch er fand die Reaktion des Vereins angemessen. "Sie haben klipp und klar gesagt, was los ist und unseren Standpunkt vertreten. Respekt, das war stark."
Und auch Andreas Jour, der Vorsitzende des S04-Supportersclubs ist irritiert: "Das ist so schlecht beim VfL Osnabrück gelaufen, da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll", meint Jour. "Das war von vornherein eine Farce, aber das Endegebnis ist fast ein Skandal. Aber ich wette, dass das letzte Spiel gegen Hertha BSC dann wieder dort ausgetragen wird."
Auch Ex-Schalke-Star Rüdiger Abramczik schaltete sich in die Diskussionen ein: "Ich weiß auch gar nicht, warum sich die DFL da überhaupt einmischt", meinte "Abi". "Jetzt haben wir ein Spiel ohne Zuschauer. Dabei brauchen gerade die Vereine in der 2. Liga auch jeden Cent an Einnahmen. Dafür habe ich kein Verständnis. Beide Klubs hätten sich einfach untereinander auf einen Spielort einigen sollen."
Am Vorabend seines 120. Geburtstags ist das dicke Buch der Geschichten rund um den S04 auf jeden Fall um ein Kapitel reicher.